Gefährliche Kreuzungen sicher umgestalten

Von | 5. April 2016
Kreuzung Warschauer Straße mit Bordstein-Inseln, die den toten Winkel minimieren und Abbiege-Unfälle verhindern können (Foto: Wibke Reckzeh, Bearbeitung: Rabea Seibert)

Kreuzung Warschauer Straße mit Bordstein-Inseln, die den toten Winkel minimieren und Abbiege-Unfälle verhindern können (Foto: Wibke Reckzeh, Bearbeitung: Rabea Seibert)

Von Ilja Andersen und Daniel Pöhler, Initiative Volksentscheid Fahrrad

Innerorts passieren die meisten Unfälle an Kreuzungen. Unübersichtliche Kreuzungen sind deshalb besonders für Fahrradfahrer und Fußgänger gefährlich. Autofahrer haben es oft nicht leicht, den Überblick über alle Verkehrsteilnehmer zu behalten.

Die  Gestaltung von Kreuzungen mit klaren Sichtbeziehungen ist daher der Schlüssel zu mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Menschliches Leben ist nicht verhandelbar, jeder verunglückte Verkehrsteilnehmer ist einer zu viel. Die Verantwortlichen müssen endlich die Sicherheitsprobleme an gefährlichen Knotenpunkten  beseitigen.

20 sicherere Kreuzungen pro Jahr
In Berlin sollen jährlich mindestens 20 der gefährlichsten Kreuzungen umgebaut und die jeweiligen Gefahrenquellen für Radfahrer und Fußgänger beseitigt werden. Der Handlungsbedarf wird in einer jährlichen Sonderuntersuchung ermittelt. Dabei sollen vor allem Kreuzungen mit erhöhten Unfallzahlen umgebaut werden – aber auch solche, wo sich Radfahrer unsicher fühlen. Denn es muss nicht erst ein Unfall geschehen, um erkennbare Risiken zu vermeiden. Nicht zuletzt werden durch eine als sicher wahrgenommene Infrastruktur auch viele Menschen aufs Rad umsteigen, die es bislang stehengelassen haben.

Zudem sollen alle fünf Jahre Radfahrer nach den aus ihrer Sicht unsichersten Kreuzungen befragt werden. Damit aber nicht weiter jahrelang gewartet werden muss, bis eine unsichere Kreuzung entschärft wird, soll nach jedem schweren Unfall mit Beteiligung von Radfahrern und Fußgängern geprüft werden, ob die Gestaltung der Kreuzung zu den Ursachen gezählt werden muss. Hätte ein besseres Kreuzungsdesign diesen Unfall verhindert, muss rasch gehandelt werden. Das heißt: Innerhalb von sechs Monaten müssen die Gefahren durch bauliche Maßnahmen oder Änderungen der Verkehrsführung beseitigt werden.

Wie man eine Kreuzung sicher umbaut
Die Umsetzung im Detail ist natürlich Aufgabe der Verwaltung und Planer. Grundvoraussetzung für eine sichere Kreuzung bleibt jedoch, dass sich alle Verkehrsteilnehmer sehen können. Damit Kreuzungen nicht zugeparkt werden, kann der Kreuzungsbereich zum Beispiel durch eine vorgezogene Bordsteinkante freigehalten werden. Eventuell sind auch Poller notwendig. Der so geschaffene Bereich bietet Platz für Fußgänger oder auch für Fahrradbügel. Außerdem reduziert eine solche Gehwegvorstreckung die Abbiegegeschwindigkeit der Autos und Lastwagen und ermöglicht den Fahrern einen besseren Blickwinkel auf Radfahrer und Fußgänger.

sichere Kreuzung

So ähnlich sollten sichere Kreuzungen gestaltet sein (Grafik: Corinna Fischer)

Darüber hinaus würden wir es begrüßen, wenn sich Planer mit dem Konzept der geschützten Kreuzung („protected intersection“) auseinandersetzen. Diese Gestaltung kommt aus den Niederlanden, dem sichersten Land der Welt für Radfahrer. Das Design scheint geeignet, die Zahl der Abbiegeunfälle deutlich zu verringern. Zusätzlich steigt auch das subjektive Sicherheitsempfinden an Kreuzungen.

So können sich Autofahrer, Radler und Fußgänger frühzeitig sehen, wie es auch jedes Regelwerk für den Bau von Radverkehrsanlagen vorsieht. In der Praxis sieht es leider oft anders aus. Nachlässiges Handeln zum Nachteil der schwächeren Verkehrsteilnehmer wollen wir nicht länger hinnehmen – jeweils zehn getötete Radfahrer in den Jahren 2014 und 2015 mahnen zur Handlung. Als Erinnerung: Auch Berlin hat sich der „Vision Zero“ angeschlossen, also dem Ziel, die Zahl der Verkehrstoten auf null zu reduzieren. Diesen Ankündigungen folgen jedoch immer noch zu wenige und zu zögerliche Taten.

Damit Radfahrende besser gesehen werden, sollen an geeigneten Kreuzungen mit Ampeln zudem vorgezogene Aufstellzonen über die gesamte Fahrbahnbreite markiert werden. Hier können sich Radler während einer Rotphase sammeln und gemeinsam losfahren. Diese Methode hat sich bereits in anderen Städten bewährt und kommt, wie auch die anderen Maßnahmen, allen Verkehrsteilnehmern zugute: Alle haben sich besser im Blick und die Radler fahren schon zu Beginn der Grünphase über die Kreuzung. Ein entspannteres Miteinander im Verkehr wird so unterstützt.


Weiterführende Informationen zum Beispiel hier.

 


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