Mahnwache für fünften getöteten Radfahrer 2017 und stilles Gedenken gegen Pseudoschutz

Von | 27. August 2017

Berlin, 27. August 2017. Am Freitag wurde in Lichterfelde der fünfte Radfahrer in diesem Jahr getötet. Der Volksentscheid Fahrrad und Changing Cities e.V. rufen gemeinsam für den 27. August um 18:00 Uhr zu einer Mahnwache mit stillen Gedenken auf der Fahrbahn an der Unfallstelle in der Goertzallee, Höhe Lichterfelder Weg, in Lichterfelde auf. Damit möchten wir den Angehörigen unser tiefes Mitgefühl ausdrücken. Außerdem wird an die Verantwortung von Politik und Planung erinnert, eine sichere Radinfrastruktur und das Leben von Radfahrenden nicht länger parkenden Autos unterzuordnen.

Am Nachmittag des vergangenen Freitag wurde ein Radfahrer, der auf dem Radschutzsteifen der Goertzallee fuhr, von einer aufgehenden Autotür getroffen. Er stürzte gegen einen vorbeifahrenden Lkw und verstarb kurz darauf. Er ist in diesem Jahr bereits der zweite durch sogenanntes Dooring getötete Radfahrer. Der erste Vorfall dieser Art ereignete sich im Juni auf der Hermannstraße.

„Wir sind traurig und fassungslos. Erst vor gut einer Woche mussten wir eine tote Radfahrerin beklagen. Jetzt ist es wieder geschehen. Unser Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen, wir wünschen ihnen jetzt viel Kraft“, so Yvonne Hagenbach vom Volksentscheid Fahrrad.

In Berlin wurden in den vergangenen Jahren an vielen Straßen solche Schutzstreifen angelegt. Für diese Streifen ist ein zu geringer Mindestabstand zu parkenden Autos festgelegt. Daher können Radfahrende häufig nicht den erforderlichen  Abstand von mindestens einem Meter zu parkenden Autos wahren. Diese so genannten Schutzstreifen bieten also keinen Schutz vor Dooring, einer der häufigsten Unfallursachen für Radfahrende.

„Wenn es nicht so bitter wäre, sollten Schutzstreifen in Scherzstreifen umbenannt werden. Sie schützen niemanden, sondern erweisen sich allzu oft als Todesfalle“, so Peter Feldkamp vom Volksentscheid Fahrrad.

Der Volksentscheid Fahrrad ruft gemeinsam mit Changing Cities zur Mahnwache auf. Damit sollen die verantwortlichen Politiker*innen und Planer*innen beim Senat und in den Bezirken dazu aufgerufen werden, unsichere Infrastrukturen endlich abzuschaffen. In der Straßenverkehrsordnung des Bundes muss die Einrichtung geschützter Radwege erleichtert und in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen als Standard definiert werden. Im Referentenentwurf für das Berliner Mobilitätsgesetz, dessen Radverkehrsteil durch den Volksentscheid Fahrrad mit verhandelt wurde, wird diese Führung als der künftige Standard in Berlin vorgesehen.

„Bald sind Wahlen. Wir rufen alle neuen Abgeordneten im Bundestag dazu auf, Verantwortung für die Sicherheit von Radfahrenden zu übernehmen. Die Regeln müssen sofort so geändert werden, damit Menschenleben endlich mehr zählen als parkende Autos“, fordert Denis Petri, politischer Referent bei Changing Cities e.V.

 

Weiterführende Links:

Pressemitteilung der Berliner Polizei zum Unfall: https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.624870.php

Aufruf zur Mahnwache auf Facebook:

https://www.facebook.com/VolksentscheidFahrrad/photos/a.764263977038982.1073741828.761471077318272/1124910010974375/?type=3

Pressemitteilung des Volksentscheid Fahrrad zum ersten Dooring-Unfall 2017: https://volksentscheid-fahrrad.de/de/2017/08/26/aufruf-zur-mahnwache-fuer-getoeteten-radfahrer-am-donnerstag-abend-15-06-2017-1800-uhr-hermannstrasse-ecke-kienitzer-strasse-stilles-gedenken-und-dringende-mahnung-an-die-verantwortlichen-in-der-3911/

Diese Pressemitteilung im Online-Bereich: https://volksentscheid-fahrrad.de/presse/pressemitteilungen

Informationen zum Volksentscheid Fahrrad: https://volksentscheid-fahrrad.de

Informationen zu Changing Cities e.V.: https://changing-cities.org

Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung: https://www.picdrop.de/volksentscheidfahrrad/presse

 

Ansprechpartner für die Presse im Team Volksentscheid Fahrrad

Denis Petri, 0176 577 225 32 , denis.petri@changing-cities.org

 

Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. umbenannt worden. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexperten, Demokratie-Retter und Fahrrad-Enthusiasten. Viele Verbände, Unternehmen und Wissenschaftler unterstützten das Anliegen, das Radverkehrsgesetz (RadG) schnell in Kraft zu setzen. Ziel ist, dass wir Berlinerinnen und Berliner sicher und entspannt Radfahren können; dafür hat die Initiative das Berliner Radverkehrsgesetz (RadG) erarbeitet. Nur mit dem RadG kann der Senat dauerhaft verpflichtet werden, schnell und aktiv eine gute Radinfrastruktur zu schaffen. Der 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benennt konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad ist Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition hat zugesagt, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen, ein Mobilitätsgesetz auf Basis des RadGesetzes bis Frühjahr 2017 in Kraft zu setzen und ab 2018 jährlich mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege zu investieren. Über 100 aktive Mitstreiter organisieren sich selbst durch Online-Projekttools und durch schnelle, handlungsorientierte Entscheidungsfindung.


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